Einkauf im Sportgeschäft. Erfolgreich. Ich brauchte dringend neue Wanderschuhe. Trotz Lieferengpässen gab es meine Größe. Die kostspielige Bezahlung war abgewickelt. Und dann passierte es: Oh! Ich stelle fest, dass ich heute leider meine Extratasche nicht dabei habe. Also benötige ich eine Tüte aus dem Geschäft. Die Verkäuferin nickt. Statt einer Tasche aus Papier zieht sie eine rot-weiß-schwarze Plastiktüte unterm Tresen hervor. Erst beim Verlassen des Fachgeschäftes sehe ich die Aufschrift: „Wir lassen die SAU raus!“
„Wer rastet, der rostet.“ Der alte Herr, dem ich regelmäßig morgens im Stadtpark begegne, nimmt das wörtlich. Er hängt seinen Einkaufsbeutel immer an die gleiche Bank und legt dann motiviert los. An einem Tag macht er halbe Liegestütze, am nächsten schwingt er nur die Beine, kreist mit den Armen oder führt mit akkurater Haltung Kniebeuge aus. Der Mann ist mindestens 80 Jahre alt. In meiner Fantasie bezeichne ich ihn lächelnd als alten General.
Was bringt den Senioren dazu, sich täglich aufzuraffen, verwunderte Zuschauer zu ignorieren und seine alten Knochen und Muskeln zu strapazieren? Wenn er meine Sprache verstehen könnte, hätte ich ihn längst danach gefragt.
Ein Licht, mit dem Du nicht haushalten musst, nicht einmal in diesen Tagen? Das klingt fast wie im Märchen. Eine solche Lichtquelle müsste von der Stromrechnung ausgeschlossen sein, und trotzdem verlässlich leuchten - als untrügliches Zeichen von Hoffnung und Orientierung. Interessenten dafür gäbe es genug, doch wo nehmen wir es her? „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel“, ermuntert ein geflügeltes Wort. Dieses Licht ist kein bisschen vom Stromsparen betroffen. Kann es uns jetzt leuchten?
Wie die Redeweise verwendet wird, soll ein Klassentreffen zeigen.
Wie sieht Dein „Geduldsfaden“ aus? Es gibt ihn nicht wirklich, doch stell ihn Dir vor: ein dünner Zwirn oder poröses Seil, Wollfaden oder Angeldraht. Unsere Geduld beginnt im Kopf. Wenn der Geduldsfaden zu reißen droht, ist es schon fast zu spät. Doch bevor es soweit ist, gibt es erste Warnsignale.
Kürzlich dachten wir im Urlaub: „Am besten, wir nehmen ein Taxi“. Es sollte uns fünfzehn Kilometer bringen, von Beit Jala nach Jerusalem. Eine flotte Mittvierzigerin schwang sich aus dem Wagen und lud uns samt Gepäck ein. Sie stammte aus Jerusalem.
Ein Komma acht Quadratmeter groß und etliche Kilogramm schwer. Das ist sie, unsere Haut. Eine riesige Branche beschäftigt sich damit, uns Produkte zur Hautpflege anzupreisen. Natürlich wünschen wir uns, dass unsere Haut hübsch aussieht - gepflegt, frisch und faltenfrei.
Doch das ist ziemlich nebensächlich. Sobald wir uns auf ihre Funktion besinnen, merken wir, dass es Wichtigeres gibt, als das Aussehen. Unsere Haut ist dazu da, uns zu schützen. Sie hält Wertvolles, so wie Wasser, innen. Schädliches hält sie ab, zum Beispiel Hitze, Licht, Verletzungen und Infektionen. Wie eine Gore-Tex Jacke bietet sie Schutz und ist gleichzeitig durchlässig.
Wortfetzen und ganze Sätze - ständig umschwirren sie uns. Wir fangen sie auf, bewusst oder unbewusst. Das geschieht, sobald Passanten, die sich unterhalten, an uns vorbeilaufen, oder wenn Töne aus Radio und TV an unser Ohr dringen. Interessanterweise sogar, wenn wir unseren eigenen Worten nachlauschen.
Jeder von uns spricht tausende Worte pro Tag. Eine neuere Studie nennt 16 000 Wörter als Richtwert. Mittels Tonbandaufnahmen von Männern und Frauen über einen längeren Zeitraum soll der Psychologe Matthias Mehl diese Zahl ermittelt haben. Allen Vorurteilen zum Trotz gibt es dabei nur unwesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Natürlich wirkt es attraktiver, schön und klug zu sein als zäh. Doch unterschätze niemals diese Eigenschaft. Und schon gar nicht jetzt! Manche laufen Marathon, andere den Jakobsweg. Sind das die wirklich Zähen? Zweifellos und deutlich sichtbar. Mit Widerstandskraft selbst erkämpft, bei Wind und Wetter durchgezogen. Eine wirklich tolle Leistung!
Doch Halt mal. Zähe gibt´s noch mehr. Du findest sie in Alltag, ganz in Deiner Nähe. Sie kommen Dir entgegen, verkleidet als normale Menschen. Augen auf, dann kannst Du sie entdecken. Beim Hinhören fällt auf: Ihr Leben ist nicht leicht.
Unsicher schaue ich mich um. Wie hieß die Straße, deren Namen ich noch nie gehört hatte? Das muss doch um die Ecke gewesen sein. Dort haben wir unser Auto geparkt. Und überhaupt – wie nennt sich das Stadtviertel, in dem wir uns gerade aufhalten? Viele Fragen, auf die ich keine Anwort weiß. Wir sind fremd in einer großen Stadt. Für manche klingt das nach spannender Entdeckungsreise - "Juhu!" Für andere nach Stress - "Bloß das nicht!" Und ich? Bin irgendwo dazwischen. Und hätte am liebsten einen persönlichen Guide.
So wie damals in München, auf Städte Trip mit unserer jugendlichen Tochter. Sie lotste uns beide mit schlafwandlerischer Sicherheit durch das Straßengewirr. Dank Smartphone wusste sie immer genau, wo sich die nächste U-Bahn-Station befand und in welche Richtung wir fahren mussten. Ich verließ mich einfach auf sie und lief plaudernd neben ihr her. Doch jetzt muss ich mich selbst zurechtfinden. In Nürnberg.
Endlich Urlaub. Ich vertiefe mich in die Sicht aufs Bergpanorama, schwimme im Naturpool und pflücke Blaubeeren. Frösche quaken. Unsere Vermieter haben eine idyllische Oase geschaffen, mitten in den Südtiroler Bergen. „Lockerluftiges Sommerglück“ – das wäre der ideale Blogtitel nach all den Entbehrungen der vergangenen Monate. Und genau danach verlangt auch mein Herz.
Doch etwas passt nicht. Während ich genieße und entspanne, stehen ganze Landstriche unter Wasser. Zahlreiche Menschen sind verzweifelt, nicht nur in Deutschland. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel haben Überflutungen ihr Leben weggeschwemmt. Von heute auf morgen. Hier bietet sich mir ein friedliches Bild: Die Vermieterin bringt ihre drei Esel mit liebevollem Kraulen in den Verschlag. Dort haben Menschen wie du und ich kein Zuhause mehr.
Eine freundliche Begegnung lässt das Herz aufstrahlen. Gelegenheiten dafür gibt es an jedem Tag. Umso abschreckender fühlt sich das Gegenteil an. Mir fällt eine skurrile Hunde-Begegnung ein. Sie folgt jedes Mal dem gleichen Drehbuch, wenn mein Weg an einem gewissen Grundstück vorbei führt. Dessen Besitzerin hält einen schwarzen Terrier, und der hat es in sich. Solch ein kleiner Köter kann ein echtes Biest sein.
Sobald jemand in Sichtweite auftaucht, beginnt er, wie verrückt zu bellen. Wo nimmt er nur die Energie her? Aufgeregt rennt das schwarze Zotteltier in Richtung Zaun und überschüttet jeden Passanten mit der ohrengellenden Bekundung seines Missfallens. Zum Glück gilt seine Ablehnung nicht nur mir persönlich.