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Und hier soll ich mich zurecht finden?

Erstellt von Christina Ott | | Blogeintrag

Unsicher schaue ich mich um. Wie hieß die Straße, deren Namen ich noch nie gehört hatte? Das muss doch um die Ecke gewesen sein. Dort haben wir unser Auto geparkt. Und überhaupt – wie nennt sich das Stadtviertel, in dem wir uns gerade aufhalten? Viele Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Wir sind fremd in einer großen Stadt. Für manche klingt das nach spannender Entdeckungsreise - "Juhu!" Für andere nach Stress - "Bloß das nicht!" Und ich? Bin irgendwo dazwischen. Und hätte am liebsten einen persönlichen Guide.

So wie damals in München, auf Städte Trip mit unserer jugendlichen Tochter. Sie lotste uns beide mit schlafwandlerischer Sicherheit durch das Straßengewirr. Dank Smartphone wusste sie immer genau, wo sich die nächste U-Bahn-Station befand und in welche Richtung wir fahren mussten. Ich verließ mich einfach auf sie und lief plaudernd neben ihr her. Doch jetzt muss ich mich selbst zurechtfinden. In Nürnberg.

Um uns zu orientieren, brauchen wir Fixpunkte. Verlässliche Größen im unsicheren Gelände. Wie wären Seereisende über die Ozeane gekommen ohne Sternenhimmel und ohne die langjährige Erfahrung der Schiffsmannschaft? Nur mit einfachem Gerät ausgestattet verließen sie sich auf ihre Beobachtungen. Schon um 1000 v. Chr. diente der Polarstern den Phöniziern als Wegweiser. Ein leuchtender Fixstern über dem Nordpol.

Mitten in unbekanntem Terrain


Auch ich schaffe mir Fixpunkte, kleine Orientierungshilfen. Zwei Hauptverkehrsstraßen in unserm Revier. Markante Flächen und Symbole. Da, der bekannte Turm. Und hier waren wir auch schon einmal. Mein Gehirn ist lernwillig und gibt sein Bestes. Alle Sensoren sind auf Empfang gestellt. Informationen werden im Kopf zusammengebastelt. Ein Orientierungsgerüst entsteht. Meine Synapsen laufen auf Hochtouren. Sie können mal wieder zeigen, was sie drauf haben. Parallel läuft der beruhigende Gedanke: Gott ist hier genauso präsent wie an jedem anderen Ort der Welt. Ich bin nicht allein im pulsierenden Getriebe.

 

Neuorientierung braucht Zeit


Sich neu orientieren geht nicht im Galopp. Das gilt für alle Bereiche: ob fremde Umgebung, neue Lebensphase, ungewohnten Gruppe oder Aufgabe. Warum so eilig? Kleine Schritte sind viel realistischer, als die riesigen Sprünge. Uns treibt niemand. Immer schön eins nach dem anderen kennenlernen, ausprobieren und verinnerlichen. Und zwischendurch Luft holen und die Seele entspannen.  Am wichtigsten sind ohnehin Beziehungen zu Menschen. Wir wollen nicht nur wissen, wo es lang geht, sondern auch, ob wir dazu gehören. Dafür dient jeder einzelne Kontakt. Gut zuhören ist ein Türöffner. Fragen und Bitten sind gestattet. Und Hilfe annehmen zeugt von Vertrauen. 

Auch wer nicht umgezogen ist, darf sich gelegentlich ein paar Orientierungsfragen stellen: Wo geht es lang und wo will ich hin? Was ist meine Bestimmung gerade hier? Habe ich einen Fixstern und ist er verlässlich? Selbst in vertrautem Gelände kann man sich neu orientieren. Das fühlt sich lebendiger an, als nur routiniert vorwärts zu stolpern. Geh doch mal einen neuen Weg. Such Blickkontakt zu Menschen. Trau Dich in eine neue Gruppe. Wer weiß, was Du Spannendes dabei erleben wirst. Sich orientieren bedeutet nicht nur, sich zurecht zu finden. Es heißt auch, vertraut zu werden. Und das hängt von Beziehungen ab.

Was kein Navi bieten kann


Eine Frau schlägt vor, mich durchs Viertel zu führen. Sie wohnt nebenan, besucht unsere Gemeinde. Begeistert nehme ich ihre Einladung an. Bald weiß ich, wo es frisches Gemüse gibt. Und welcher Bäcker die besten Brötchen bäckt. Ganz nebenbei entsteht ein zarter Beziehungsfaden. Anschließend kann ich zielsicher mit dem Rad zum Einkauf starten. Mein Herz jubelt: Google hätte mir das alles nicht geboten.

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Ich poliere kleine Fundstücke des Alltags und halte sie ins Licht der Psychologie und des christlichen Glaubens, bis sie beginnen zu funkeln.

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