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Wer rastet, der rostet

Erstellt von Christina Ott | | Blogeintrag

„Wer rastet, der rostet.“ Der alte Herr, dem ich regelmäßig morgens im Stadtpark begegne, nimmt das wörtlich. Er hängt seinen Einkaufsbeutel immer an die gleiche Bank und legt dann motiviert los. An einem Tag macht er halbe Liegestütze, am nächsten schwingt er nur die Beine, kreist mit den Armen oder führt mit akkurater Haltung Kniebeuge aus. Der Mann ist mindestens 80 Jahre alt. In meiner Fantasie bezeichne ich ihn lächelnd als alten General.

Was bringt den Senioren dazu, sich täglich aufzuraffen, verwunderte Zuschauer zu ignorieren und seine alten Knochen und Muskeln zu strapazieren? Wenn er meine Sprache verstehen könnte, hätte ich ihn längst danach gefragt. Doch so bleibt es bei einem freundlichen Nicken und bloßen Vermutungen. Es werden gute Gewohnheiten sein und der dringende Wunsch, so fit und beweglich wie möglich zu bleiben. Falls der alte General eines Tages einen Rollator bräuchte, würde er selbst ihn noch als Hilfsmittel in seine gymnastischen Übungen einbinden.

Was man nicht tut, schläft ein

Es geht erschreckend schnell, dass wir ungenutzte Fähigkeiten wieder verlieren. Mit Verblüffung stellt das jeder fest, der eine Fremdsprache längere Zeit nicht gesprochen hat oder sein Musikinstrument unbeachtet stehen ließ. Unser Gehirn arbeitet außerordentlich effizient, die Nachfrage nach bestimmten Abläufen hält neuronale Netzwerke aktiv. Doch sobald eine Verbindung kaum mehr benutzt wird, schaltet das Gehirn in diesem Bereich auf Sparflamme. Die Verbindungen werden eingestellt wie ungenutzte Busstrecken.

Für die körperliche Fitness ist uns das soweit klar, dafür tun Menschen eine Menge. Doch wie sieht es mit der psychischen und sozialen Fitness aus? Bei unseren Lebensschwerpunkten fällt sie oftmals hinten runter. Schade drum, sie könnte uns das gemeinsame Leben erleichtern.

Vom Psychologischen Muskel

Paul Rasmussen, ein Psychologe aus Chicago, spricht augenzwinkernd vom „Psychologischen Muskel“. Ihn sollten wir trainieren, um sozialverträglich und mit Selbstachtung zusammenzuleben. „Psychologischer Muskel? Noch nie gehört,“ denkst Du vielleicht. Richtig. Es ist auch nur ein Sinnbild, doch mir hilft es weiter. Rasmussen nennt vier Kompetenzen, die wir wie Muskelstränge permanent trainieren sollten: Verantwortlichkeit, Kooperation, Respekt und Mut. Wenn der Psychologische Muskel erstmal schlaff ist, wird der Alltag rostig und frostig. Ich möchte das am Respekt erklären.

Respekt macht keinen Muskelkater

Respekt braucht kein schweißtreibendes Training, sondern die richtige Haltung zu Menschen. Stell Dir vor, Dein Gegenüber hätte eine unsichtbare Krone auf, genauso wie Du selbst. Und entsprechend möchte derjenige auch behandelt werden. Das fängt bei Kleinigkeiten an. Oder eben nicht. Wie gestern. Da lag ein fetter Hundehaufen direkt vor unserem Hauseingang. Mit Respekt vor anderen hätte sich der Hundehalter gebückt und die Schweinerei beseitigt. „Wie ärgerlich“, dachte ich, und wollte schon über „die Hundehalter“ schimpfen, was freilich genauso respektlos ist. Und schon kann die Stimmung für den Tag im Eimer sein. Der Nächstbeste kriegt dann den gesammelten Unmut ab. Die bessere Entscheidung war es dann doch, eine Tüte zu holen und selbst die Bescherung zu beseitigen.

Fitness für die Psyche

Der Alltag bietet kostenlose Übungsmöglichkeiten für Respekt und Achtung. Dabei fällt uns kein Stein aus der Krone, ganz im Gegenteil. Es hält unsere Psyche gesund, wenn wir das durchbuchstabieren: Verantwortung übernehmen für das, was notwendig ist, selbst wenn es unbequem scheint. Bereit sein, mit den Menschen um uns herum klarzukommen. Mut fassen, unser Leben zum Positiven zu gestalten und Ängste und Enttäuschungen zu überwinden. Und mit Respekt alles vermeiden, was das Wohl anderer in den Schmutz tritt. Wenn Du darin stärker wirst, hat sich das Fitnesstraining gelohnt.

Auch die kürzlich verstorbene Queen Elizabeth II. meinte, Respekt anderen gegenüber sei ein erster Schritt zu mehr Verständnis, selbst bei größeren Differenzen. Klug gesprochen. Wir können dazu beitragen, dass der Alltagsrespekt nicht einrostet! Machst Du mit?

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Ich poliere kleine Fundstücke des Alltags und halte sie ins Licht der Psychologie und des christlichen Glaubens, bis sie beginnen zu funkeln.

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